* 29. Juni 1960       † 29. August 2024

Mit unendlicher Trauer nehmen wir Abschied von unserem überaus geschätzten und beliebten stellvertretenden Vorsitzenden Prof. Dr. Jochen Rozek, der am 29. August 2024 im Alter von nur 64 Jahren viel zu früh von uns gegangen ist. Sein Verlust hinterlässt eine tiefe Lücke, sowohl im Kreis des Deutschen Juristen-Fakultätentags als auch in der akademischen Gemeinschaft und in den Herzen aller, die ihn kannten. Der Deutsche Juristenfakultätentag verliert mit ihm nicht nur den stellvertretenden Vorsitzenden und Mitglied des Ständigen Ausschusses, sondern auch einen engagierten und warmherzigen Kollegen.

Jochen Rozek wurde am 29. Juni 1960 in Oberhausen geboren. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann begann er 1983 das Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Passau, wo er 1988 das erste und 1991 das zweite Staatsexamen ablegte. 1992 promovierte er in Passau; die Habilitation mit der Verleihung der venia für Staats- und Verwaltungsrecht, folgte 1996 ebenfalls in Passau. Nach der Vertretung folgte 1998 der Ruf an die TU Dresden auf den Lehrstuhl für Öffentliches Recht. 2008 wurde er an der Juristenfakultät der Universität Leipzig auf den Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht, Verfassungsgeschichte und Staatskirchenrecht berufen, den er bis zu seinem Tod inne hatte. Von 2013 bis 2016 war er Dekan der Leipziger Fakultät.

Nicht nur im Kreis des Deutschen Juristen-Fakultätentags, sondern auch in seiner Lehre und Forschung war Jochen Rozek ein ausgesprochen anerkannter Kollege. Seit seiner von Herbert Bethge in Passau betreuten und im Jahr 1993 bei Nomos veröffentlichten Dissertation (Das Grundgesetz als Prüfungs- und Entscheidungsmaßstab der Landesverfassungsgerichte: zugleich ein Beitrag zum Phänomen der in die Landesverfassung hineinwirkenden Bundesverfassung), gehörten die Kompetenzen der Landesverfassungsgerichte und der Einfluss des Grundgesetzes auf ihre Prüfungsmaßstäbe zu seinen Interessenschwerpunkten. Zu nennen ist hier insbesondere der vielbeachtete Beitrag „Landesgrundrechte als Kontrollmaßstab für die Anwendung von Bundesrecht“ in dem von Merten und Papier herausgegebenen Handbuch der Grundrechte aus dem Jahr 2009. Zuletzt bezog Rozek auch das Verhältnis von Bundesverfassungsgericht und Europäischem Gerichtshof in seine Überlegungen mit ein und wurde so zu einem der Vordenker des Grundrechtsschutzes im sog. Mehrebenensystem. Mit seinen Schriften zum Prüfungsrecht, zur Grundrechtsdogmatik und zum Verfassungsprozessrecht fand Rozek ebenfalls viel Gehör und Anerkennung. Mit seiner bei Mohr Siebeck erschienen Passauer Habilitation „Die Unterscheidung von Eigentumsbindung und Enteignung – Eine Bestandsaufnahme zur dogmatischen Struktur des Art. 14 GG nach 15 Jahren ,Naßauskiesung‘“ (1998) leistete er einen wichtigen Beitrag zur Konsolidierung der Dogmatik des Eigentumsgrundrechts. Hervorzuheben ist schließlich sein besonderes Engagement für das sächsische Landesrecht, das er vor allem mit zahlreichen Kommentierungen zur sächsischen Landesverfassung sowie in einem Lehrbuch weiterentwickelte. Seine wissenschaftliche Expertise setzte Rozek von 2005 bis 2015 auch als stellvertretendes Mitglied des Verfassungsgerichtshofes des Freistaates Sachsen ein. Zahlreiche didaktisch ausgerichtete Beiträge belegen die besondere Bedeutung, die Rozek bei alldem auch den Interessen der Studierenden und mithin der Qualität der Lehre beimaß.

Jochen Rozek war seit 2012 Mitglied des Ständigen Ausschusses des DJFT und wurde durch den Ständigen Ausschuss im Jahr 2021 einstimmig zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Herausragender Jurist, überzeugter Verfechter der Ziele des DJFT, kluger Bewahrer der Qualität der deutschen juristischen Ausbildung – er war nicht nur ein tiefgründiges, präzises, zuverlässiges, hilfsbereites Mitglied des Ständigen Ausschusses, sondern auch eine unerlässliche Stütze der Vorsitzenden.

In den Sitzungen des Ständigen Ausschusses des DJFT war sein Beitrag von unschätzbarem Wert. Seine klugen Anmerkungen und seine Fähigkeit, komplexe Sachverhalte auf den Punkt zu bringen, haben die Sitzungen nicht nur bereichert, sondern nachhaltig beeinflusst. Auch in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender zeigte er sich, wie er war: klug, ausgewogen, leistungsbereit, ohne jegliche Allüren, ohne Hintergedanken, sondern immer sachorientiert, akribisch in der Analyse und trennscharf in den Aussagen. Wertvoll, einfach sehr wertvoll war sein fachlicher und menschlicher Rat. Wir werden seine ruhige und liebenswürdige Art sowie seine unaufgeregte Fähigkeit, Probleme klar zu erfassen und Lösungen zu finden, sehr vermissen.

Lieber Jochen, echter Freund, sit tibi terra levis.

Die Vorsitzende mit dem Ständigen Ausschuss

Zum Tod von Professor Dr. Jochen Rozek