Pressemitteilung 3.5.2021


Der Deutsche Juristen-Fakultätentag begrüßt die gerade in Kraft getretene „Erste Verordnung zur Änderung der Coronavirus-Impfverordnung“ vom 29. April 2021, (BAnz AT 30.04.2021 V5) deren Art. 1 Nr. 3b für Personen, die an Hochschulen tätig sind, die Priorisierungsgruppe 3 vorsieht. Da zur Zeit gerade die Impfung dieser Gruppe läuft, eröffnet sich somit endlich auch für die Hochschulen die Perspektive der graduellen Rückkehr zur Normalität. „Die Universität ist nicht nur ein unersetzlicher Ort der Wissensvermittlung und darüber hinaus der demokratischen Öffentlichkeit, sondern auch des wissenschaftlichen und des persönlichen Austauschs, des sozialen Lebens, der Kommunikation, welche für die akademische Lehre und Forschung konstitutiven Charakter haben“ erklärt die DJFT-Vorsitzende Prof. Dr. Tiziana Chiusi. „Nach mehr als einem Jahr online-Lehre ist der Zeitpunkt gekommen, durch eine konkrete Impf- und Teststrategie weitestgehende Präsenzlehre wieder zu ermöglichen“. Dazu stellt die Änderung der Impfverordnung eine wichtige Voraussetzung dar, welche die Praxis von einigen Ländern (Saarland, Bayern, Rheinland-Pfalz), das Personal der Hochschulen in den Anwendungsbereich des § 4 Abs. 1 Nr. 8 der Corona-Impfverordnung und damit in die dritte Priorisierungsgruppe einzubeziehen, übernimmt. „Jetzt gilt es, so schnell wie möglich durch die Koordinierung der Anmeldungen und der Impftermine zwischen den Universitäten und den Impfzentren die Impfungen zu gewährleisten“, so Chiusi, „damit nicht nur Lehre in Präsenz, sondern auch Prüfungen und Staatsexamen unter sichereren Bedingungen stattfinden können. Hoffentlich werden nun auch die Wissenschaftsministerien der Länder, die es bisher nicht so handhaben wollten, nachziehen“.
Die juristischen Fakultäten haben die Herausforderung der Umstellung auf die digitale Lehre vergleichsweise gut gemeistert und dabei Erfahrungen gesammelt, die auch über die Zeit der Pandemie hinaus wertvoll sein werden. Doch kann die digitale Lehre die Präsenzlehre fruchtbar ergänzen, aber nicht ersetzen, der digitale Raum eine zusätzliche Möglichkeit anbieten, sicher aber nicht das Leben in den Fakultäten verdrängen. Die Universität ist in ganz besonderer Weise geprägt vom persönlichen Austausch: zwischen Lehrenden und Lernenden, zwischen Lehrenden untereinander und zwischen Studierenden untereinander. „Bei allem Verständnis für die notwendigen Restriktionen zum Zweck der Eindämmung der Pandemie“, sagt Chiusi, „stimmt uns bedenklich, wie selbstverständlich – im Gegensatz zu manchen anderen europäischen Ländern – das universitäre Leben (und die Kultur im allgemeinen) von der Politik als am ehesten ‚verzichtbar‘ in all den Monaten behandelt worden ist; wie Not und Nachteile von Schülern – völlig zu Recht – berücksichtigt worden sind, kaum aber die von Studierenden; wie die Wiedereröffnung von vielen Bereichen diskutiert, vorbereitet und manchmal auch dann erlaubt wurde, nur die Schließung der Universitäten einfach hingenommen worden ist, als würde sie kein echtes, jedenfalls kein prioritäres Problem darstellen“. Deswegen möchte der DJFT appellieren, die Universität und ihren Stellenwert in der Pandemie wieder in den Fokus der öffentlichen Debatte zu rücken.
„Wir können nicht der Verödung der Universität und der Vereinsamung der Studierenden länger tatenlos zusehen. Corona darf nicht die Begründung für einen neuen Normalzustand ohne universitäres Leben werden, die Universitäten dürfen nicht länger geschlossen bleiben“, erklärt Chiusi. Mögliche Maßnahmen für die Öffnung und Wiederbelebung der Fakultäten sind bekannt: vom Schnelltesten über Koppelung der Präsenzzulassung an örtliche Inzidenzwerte bis hin zu Hygienekonzepten für Labore, Bibliotheken, kleinere Lehrveranstaltungen. Aber die Impfung von Mitgliedern der Universität, und damit sind auch die Studierenden gemeint, die hoffentlich bald an der Reihe sein werden, stellt einen wichtigen Schritt dar, um, so Chiusi, „schnellstmöglich und zu hundert Prozent zum echten universitären Leben zurückzukehren“.

Rückkehr zum echten universitären Leben